Sonntag, 17. Januar 2010
die reise nach jerusalem ist kein schönes spiel
Selbstmörder waren die Aristokraten des Todes – Gottes graduierte Studenten, die ihre Thesen in die Tat umsetzten, um darzutun, wie begrenzt die Entscheidungsmöglichkeiten seien, die er sich selbst und seinen Geschöpfen gewährt habe.
Daniel Stern

eine Kette von kausalitäten. vielleicht zu oft die falschen menschen getroffen. die, die einem nicht gut tun – niemandem gut tun. nicht rechtzeitig die flucht ergriffen, sondern sich stumm ergeben zu haben.

im nachherein kann man sagen, man hätte, man könnte, man sollte.

aber man hat eben nicht.

einmal eine spiritistische sitzung abhalten, wenn man denn dran glauben würde. und die experten befragen. solche wie Stefan Zweig, Cesare Pavese und Sylvia Plath. „habt ihr es bereut? würdet ihr es weiterempfehlen?“ oder einfach nur eure hand halten dürfen. die hand von menschen, die verstehen. ja, eine hand zu halten – vielleicht sogar gehalten werden, würde es leichter machen.

Cesare Pavese schrieb, dass nach so vielen abschieden der eigene leicht fällt. einen unterschied gibt es schon. es bleibt eben niemand über. die schwelle zur nicht-existenz fällt schwer.

es ist wie die reise nach jerusalem. irgendwann wird es einem unheimlich, dass alle verschwinden und man hat keinen spaß mehr. auf dem letzten Stuhl sitzen ist so einsam. ein siegergefühl stellt sich nicht ein. im grunde ist das spiel ein selbstbetrug. man hat um einen platz gekämpft, den man vielleicht schon viel früher kampflos hätte aufgeben sollen. und man stellt fest: es war den kampf nicht wert.

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