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Samstag, 15. Dezember 2007
Tief in den Himmel
lilith2, 07:40h
Tief in den Himmel verklingt
Traurig der letzte Stern,
Noch eine Nachtigall singt
Fern, - fern.
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.
Matt im Schoß liegt die Hand,
Einst so tapfer am Schwert.
War, wofür du entbrannt,
Kampfes wert?
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.
Ricarda Huch (1864-1947)
Traurig der letzte Stern,
Noch eine Nachtigall singt
Fern, - fern.
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.
Matt im Schoß liegt die Hand,
Einst so tapfer am Schwert.
War, wofür du entbrannt,
Kampfes wert?
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.
Ricarda Huch (1864-1947)
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Dem Schmerz sein Recht
lilith2, 07:28h
Dem Schmerz sein Recht
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
Leisestes Erinnern kaum,
Daß ich, wenn des Lebens Fülle
Nieder klingt in meine Ruh,
Nur noch tiefer mich verhülle,
Fester zu die Augen tu!
Gott weiß, wie tief der Meeresgrund,
Gott weiß, wie tief die Wunde ist!
Auf ewig schließ ich drum den Mund,
Ich werde dadurch nicht gesund,
Daß, die sie schlug, sie auch ermißt.
.........
Natur, du kannst mich nicht vernichten,
Weil es dich selbst vernichten heißt,
Du kannst auf kein Atom verzichten,
Das einmal mit im Weltall kreist;
Du muß sie alle wieder wecken,
Die Wesen, die sich, groß und klein,
In deinem dunklen Schoß verstecken
Und träumen, nun nicht mehr zu sein;
Natur, ich will dich nicht beschwören;
Verändre deinen ew'gen Lauf!
Ich weiß, du kannst mich nicht erhören,
Nur wecke mich am letzten auf!
Friedrich Hebbel (1813-1863)
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
Leisestes Erinnern kaum,
Daß ich, wenn des Lebens Fülle
Nieder klingt in meine Ruh,
Nur noch tiefer mich verhülle,
Fester zu die Augen tu!
Gott weiß, wie tief der Meeresgrund,
Gott weiß, wie tief die Wunde ist!
Auf ewig schließ ich drum den Mund,
Ich werde dadurch nicht gesund,
Daß, die sie schlug, sie auch ermißt.
.........
Natur, du kannst mich nicht vernichten,
Weil es dich selbst vernichten heißt,
Du kannst auf kein Atom verzichten,
Das einmal mit im Weltall kreist;
Du muß sie alle wieder wecken,
Die Wesen, die sich, groß und klein,
In deinem dunklen Schoß verstecken
Und träumen, nun nicht mehr zu sein;
Natur, ich will dich nicht beschwören;
Verändre deinen ew'gen Lauf!
Ich weiß, du kannst mich nicht erhören,
Nur wecke mich am letzten auf!
Friedrich Hebbel (1813-1863)
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Mittwoch, 12. Dezember 2007
Im Nebel
lilith2, 03:01h
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch sieht den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse (1877-1962)
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch sieht den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse (1877-1962)
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Montag, 10. Dezember 2007
Wenn man einfach nicht in diese Zeit paßt....
lilith2, 19:21h
Ich denke hier der Zeit, die, tiefverhaßt,
Mich und mein Leben widerwillig trägt,
Mit der mein Wesen nie zusammenpaßt,
Darin der Puls von anderen Zeiten schlägt,
Ob ich zu früh, ob ich zu spät geboren,
Ich geb mein Spiel mitsamt der Zeit verloren.
Reinhold Schneider (1903-1958 aus "der Park")
Mich und mein Leben widerwillig trägt,
Mit der mein Wesen nie zusammenpaßt,
Darin der Puls von anderen Zeiten schlägt,
Ob ich zu früh, ob ich zu spät geboren,
Ich geb mein Spiel mitsamt der Zeit verloren.
Reinhold Schneider (1903-1958 aus "der Park")
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Du hast so große Augen, Kind.....
lilith2, 19:18h
Du hast so große Augen Kind.
Du siehst gewiss oft nachts Gestalten,
die, fremd und bleich, in marmorkalten
Traumhänden rote Kronen halten,
um die ein Leuchten leise rinnt.
Dann ist dein Blick am Tag wie blind
und deine Seele wie zerspalten,
dann bangt dir vor dem Alltagsalten,
wenn Wünsche sich in dir entfalten,
die allen andern Wahsinn sind.
Dann ist die Sehnsucht dir erwacht,
stolz zu entfliehen den eitlen Schreiern,
die plump, mit Händen, blöde und bleiern,
auf deiner Silberseele leiern
das irre Lied, das sterblich macht;
zu fliehn in eine blaue Nacht,
drin alle Wipfel lauschend feiern;
der Glieder Hymne zu entschleiern
und scheu im Schoß von weißen Weihern
zu finden ihre nackte Pracht.
Rainer Maria Rilke (1875- 1926)
Du siehst gewiss oft nachts Gestalten,
die, fremd und bleich, in marmorkalten
Traumhänden rote Kronen halten,
um die ein Leuchten leise rinnt.
Dann ist dein Blick am Tag wie blind
und deine Seele wie zerspalten,
dann bangt dir vor dem Alltagsalten,
wenn Wünsche sich in dir entfalten,
die allen andern Wahsinn sind.
Dann ist die Sehnsucht dir erwacht,
stolz zu entfliehen den eitlen Schreiern,
die plump, mit Händen, blöde und bleiern,
auf deiner Silberseele leiern
das irre Lied, das sterblich macht;
zu fliehn in eine blaue Nacht,
drin alle Wipfel lauschend feiern;
der Glieder Hymne zu entschleiern
und scheu im Schoß von weißen Weihern
zu finden ihre nackte Pracht.
Rainer Maria Rilke (1875- 1926)
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