Montag, 21. Januar 2008
Wie ins dunkle Dickicht schweben
Wie ins dunkle Dickicht schweben
Vöglein nach dem Frühlingstage
Süß befriedigt, ohne Klage
Möcht ich scheiden aus dem Leben;

Einmal nur, bevor mir's nachtet,
An den Quell der Liebe sinken,
Einmal nur die Wonne trinken,
Der die Seele zugeschmachtet.

Wie vor Nacht zur Flut sich neigen
Dort des Waldes durstge Sänger;
Gern dann schlief' ich, tiefer, länger,
Als die Vöglein in den Zweigen.

Nikolaus Lenau (1802 - 1850)

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Mittwoch, 2. Januar 2008
Hymnen an die Nacht
Muß immer der Morgen wiederkommen?
Endet nie des Irdischen Gewalt?
Unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht
Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen?
Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft.
- Ewig ist die Dauer des Schlafs.
Heiliger Schlaf - beglücke zu selten nicht der Nacht Geweihte in diesem irdischen Tagewerk.
Nur die Toren verkennen dich und wissen von keinem Schlafe, als den Schatten, den du in jener Dämmerung der wahrhaften Nacht mitleidig auf uns wirfst.
Sie fühlen dich nicht in der goldenen Flut der Trauben - in des Mandelbaums Wunderöl, und dem braunen Safte des Mohns.
Sie wissen nicht, daß du es bist, der des zarten Mädchens Busen umschwebt und zum Himmel den Schoß macht - ahnen nicht, daß aus alten Geschichten du himmelöffnend entgegentrittst und den Schlüssel trägst zu den Wohnungen der Seligen, unendlicher Geheimnisse schweigender Bote.

Novalis (1772 - 1801)

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Dienstag, 1. Januar 2008
Mein Leben
Mein Leben, ein Leben ist es kaum.
Ich gehe dahin als wie im Traum.

Wie Schatten huschen die Menschen hin,
Ein Schattten dazwischen ich selber bin.

Und im Herzen tiefe Müdigkeit -
Alles sagt mir: Es ist Zeit.......

Theodor Fontane (1819 - 1898)

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