Samstag, 29. August 2009
Es muß nicht immer Asien sein - die Moselweinstraße
Ich habe meinen Wunsch in die Tat umgesetzt, die Moselweinstraße entlang zu fahren. Es hat sich gelohnt und ich hätte die Weinstraße nochmals rauf- und runter fahren können, so schön war es:

Jede Menge Weinberge...




Jede Menge wunderschöner Kirchen...



Traumhafte Ausblicke in schwindelnden Höhen...




Und ich habe jetzt in reifem Alter gemerkt, daß mir Weißwein entschieden besser scheckt als Rotwein. Ich habe anscheinend Jahre veschenkt mit einem Getränk, das mir immer nur mittelmäßig geschmeckt hat.

Die Küche in Rheinland Pfalz ist phantastisch. Selbst der unappetitlich klingende Pfälzer Saumagen (übrigens Helmut Kohls Leibgericht) schmeckt.

Das mit dem Camping klappt erstaunlicherweise noch. Hatte irgendwie Angst, daß das doch mehr eine Übernachtungsart für Jugendliche ist. Allerdings war es kein einziges Mal still. Betrunkene, holländische Altrocker haben bis nachts um 2 gefetet und schon um 6.00 Uhr morgens weitergemacht. Und nächtliches Liebesgestöhn nervt einen irgendwie auch mehr als früher (vielleicht, weil man selbst jetzt weniger und wohl auch leiser stöhnt?).

Wir haben die Burg in Bad Eltz und die Reichsburg in Cochem angesehen. Letztere war so gut restauriert, daß man das Gefühl hatte, die Ritter und Burfräulein könnten jeden Augenblick zur Tür reinkommen. Vor der Burg haben wir dann noch einer Falknerin zugeschaut. Greifvölgel (Raubvögel sagt man wegen Political Correctness nicht mehr) haben etwas Majestätisches.

Und den zweitletzen Abend haben wir in Trier vor der taumhaften Kulisse des Doms zu Abend gegessen. Selten hat mir etwas so gut geschmeckt. Und dazu eine Weinprobe - 6 kleine Gläschen auf einem Holzbrett (kenne ich sonst nur als Alkoholikerbrett mit Doppelkornfüllung).




Ach ja, im Ausland war ich übrigens auch: Luxemburg. Ist allerdings so nichtssagend, daß ich weder etwas Positives noch etwas Negatives sagen könnte.

... comment

 
Bitterer Beigeschmack
Wenn ich mir diese (und die anderen) Bilder ansehe, klingt der Urlaub noch nach. Die Schönheit der Natur, der Luxus des Essensgehens, das zu überall zu entdeckende Neue. Ich kann aber eins nie vermeiden: immer bin ich mir bewußt, daß meine Klienten von solchen Erlebnissen ausgeschlossen sind. Mit Hartz VI läßt sich so ein Urlaub - selbst mit Camping und Selbstversorgung - nicht bezahlen.

Es ist nicht so, daß ich ein permanent schlechtes Gewissen habe. Es ist einfach nur das ständige Bewußtsein, meiner privilegierten Situation. Ich muß da auch gar nicht unbedingt an meine Klienten denken, auch meine Mutter könnte sich mit ihrer Minirente so etwas nicht leisten - und das, obwohl sie bis zum 65. Lebensjahr schwer gebuckelt hat. Meine Nichte ist alleinerziehend und erhält Hartz IV und somit ist auch für sei ein Urlaub nicht denkbar.

Und ich muß immense Kraft aufwenden, um nicht daran zu denken, daß die meisten meiner Kollegen in tiefem Selbstmitleid über ihr geringes Einkommen klagen, obwohl die überwiegende Mehrheit erheblich mehr als ich verdient.

Ein schlechtes Gewissen nützt niemandem. Aber mein heimlicher und inständiger Wunsch, unsere berufliche Position mehr zum Kampf gegen die zunehmende Verarmung zu nutzen, ist eben nicht nur ein schlechtes Gewissen. Es ist eine ganz simple Notwendigkeit. Und Notwendigkeiten sollte man nicht pathologisieren.

Mich macht die zunehmende Armut und Verelendung krank. Dazu noch das dumpfbackige, feiste Selbstmitleid ertragen zu müssen, tut sein Übriges.

... link  


... comment