Sonntag, 17. Mai 2009
Bouche de Fraise
Erdbeermund

Ich bin so will nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.

Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zu viel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat’s auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt....
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertag, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.

Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
Erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär’ nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

François Villon (1431-1463)

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Das ist schon etwas anderes als Bushido & Consorten. Ich bin neidisch auf die Frauen der damaligen Zeit.....

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Ich habe kein anderes Original im Internet gefunden. Dieses unterscheidet sich ziemlich von der deutschen Übersetzung, die ja tatsächlich nicht soviel länger sein dürfte als das Original. Ich mache mich nochmals auf die Suche. Die Schönheit des Gedichts ist es wert.

Bouche de fraises

Je suis si fou de ta bouche de fraise
Je crie à m'en écorcher les poumons
Le trèfle nous a fait un lit pour la première nuit
Là je veux être ton époux-étoile dans la vallée profonde

Je suis si fou de ta bouche de fraise
Je crie à m'en écorcher les poumons
pour ton corps blanc, toi, Femme

Les jours sans toi - pour moi une mer de larmes
J'ai donné les plus beaux des étés
Maintenant devant moi se trouve la profonde vallée des fraises
qui montre au vieux chien de rue comment il était autrefois.
Je suis si fou de ta bouche de fraise

Tu as gardé pour moi ta bouche rouge
Tu l'as préservée pour moi tout au fond
Dans la vallée des fraises au fond des cendres
Je suis tellement dingue de ta bouche de fraise

François Villon (1431-1463)

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Kennen Sie die Vertonung von In Extremo?

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Vielen Dank, kannte ich natürlich nicht!

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Ich finde es spannend, daß ein doch schon sehr altes Gedicht immer noch so viel Kraft hat. (Unabhängig von der Vertonung *g*)

Und ja - die heutigen "musikalischen Dichter" *hüstel* könnten sich mehr als nur ein dickes Stück von der Dichtkunst abschneiden.

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