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Sonntag, 21. Februar 2010
Wohl zehnmal tot erschollen
lilith2, 22:15h
Was kränkt es, fertig sein und sich verweilen sollen!
Ist Sterben ein Gewinn? O mir ein teuer Kauf!
Mich töten so viel Jahr' und Krankheiten zu Hauf,
Ich lebe noch und bin wohl zehnmal tot erschollen.
Seht meinen Jammer an, ist dieses Liebes-Pflicht,
Zu schlechtem Vorteil euch mein Vorteil mir nicht gönnen?
Ach kränket mich nicht mehr durch euer Angesicht!
Die allerletze Pein ist, glaub ich, ärger nicht,
Als leben müssen, tot sein wollen und nicht können.
Simon Dach (1605-1659)
Ist Sterben ein Gewinn? O mir ein teuer Kauf!
Mich töten so viel Jahr' und Krankheiten zu Hauf,
Ich lebe noch und bin wohl zehnmal tot erschollen.
Seht meinen Jammer an, ist dieses Liebes-Pflicht,
Zu schlechtem Vorteil euch mein Vorteil mir nicht gönnen?
Ach kränket mich nicht mehr durch euer Angesicht!
Die allerletze Pein ist, glaub ich, ärger nicht,
Als leben müssen, tot sein wollen und nicht können.
Simon Dach (1605-1659)
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Sonntag, 17. Januar 2010
die reise nach jerusalem ist kein schönes spiel
lilith2, 00:34h
Selbstmörder waren die Aristokraten des Todes – Gottes graduierte Studenten, die ihre Thesen in die Tat umsetzten, um darzutun, wie begrenzt die Entscheidungsmöglichkeiten seien, die er sich selbst und seinen Geschöpfen gewährt habe.
Daniel Stern
eine Kette von kausalitäten. vielleicht zu oft die falschen menschen getroffen. die, die einem nicht gut tun – niemandem gut tun. nicht rechtzeitig die flucht ergriffen, sondern sich stumm ergeben zu haben.
im nachherein kann man sagen, man hätte, man könnte, man sollte.
aber man hat eben nicht.
einmal eine spiritistische sitzung abhalten, wenn man denn dran glauben würde. und die experten befragen. solche wie Stefan Zweig, Cesare Pavese und Sylvia Plath. „habt ihr es bereut? würdet ihr es weiterempfehlen?“ oder einfach nur eure hand halten dürfen. die hand von menschen, die verstehen. ja, eine hand zu halten – vielleicht sogar gehalten werden, würde es leichter machen.
Cesare Pavese schrieb, dass nach so vielen abschieden der eigene leicht fällt. einen unterschied gibt es schon. es bleibt eben niemand über. die schwelle zur nicht-existenz fällt schwer.
es ist wie die reise nach jerusalem. irgendwann wird es einem unheimlich, dass alle verschwinden und man hat keinen spaß mehr. auf dem letzten Stuhl sitzen ist so einsam. ein siegergefühl stellt sich nicht ein. im grunde ist das spiel ein selbstbetrug. man hat um einen platz gekämpft, den man vielleicht schon viel früher kampflos hätte aufgeben sollen. und man stellt fest: es war den kampf nicht wert.
Daniel Stern
eine Kette von kausalitäten. vielleicht zu oft die falschen menschen getroffen. die, die einem nicht gut tun – niemandem gut tun. nicht rechtzeitig die flucht ergriffen, sondern sich stumm ergeben zu haben.
im nachherein kann man sagen, man hätte, man könnte, man sollte.
aber man hat eben nicht.
einmal eine spiritistische sitzung abhalten, wenn man denn dran glauben würde. und die experten befragen. solche wie Stefan Zweig, Cesare Pavese und Sylvia Plath. „habt ihr es bereut? würdet ihr es weiterempfehlen?“ oder einfach nur eure hand halten dürfen. die hand von menschen, die verstehen. ja, eine hand zu halten – vielleicht sogar gehalten werden, würde es leichter machen.
Cesare Pavese schrieb, dass nach so vielen abschieden der eigene leicht fällt. einen unterschied gibt es schon. es bleibt eben niemand über. die schwelle zur nicht-existenz fällt schwer.
es ist wie die reise nach jerusalem. irgendwann wird es einem unheimlich, dass alle verschwinden und man hat keinen spaß mehr. auf dem letzten Stuhl sitzen ist so einsam. ein siegergefühl stellt sich nicht ein. im grunde ist das spiel ein selbstbetrug. man hat um einen platz gekämpft, den man vielleicht schon viel früher kampflos hätte aufgeben sollen. und man stellt fest: es war den kampf nicht wert.
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Donnerstag, 10. Dezember 2009
Ich sehne mich nicht mehr...
lilith2, 01:48h
Und Freiheit, Freiheit wünsche ich mir.
Freiheit von und Freiheit für.
Frei atmen. Frei denken. Frei reden.
Das muß das Paradies sein.
--------------------------------------------------
Meine Straßen sind verödet,
Meine Leiden lindert keine,
Meine Lieder dunkeln ungehört,
Mein Herz modert verlassen.
Ich sehne mich nicht mehr
Nach Dörfer und Städten,
Nach wilden Dschungeln nicht des Südens,
Noch nach Gebirgen unter dem Abendstern.
Ich wünsche mich nicht mehr ans Meer.
Ich starb vor vielen Jahren schon,
Meine Leiche lebt noch, schwer und leer.
Albert Ehrenstein (1886-1959)
--------------------------------------------
Einsam und sorgenschwer auf öder Flur
meß ich die Wüstenei mit meinem Schreiten,
und fluchtbereit laß ich die Augen gleiten,
ob irgenwo im Sand der Menschen Spur.
So find als einz'gen Schirm ich die Natur,
daß es nicht offenbar werd' allen Leuten -
und sie an meinen äußern Zügen deuten,
was ich im Innersten an Leid erfuhr.
Francesco Petrarca (1304-1374)
----------------------------
Die Schwermut erfaßt Dich,
weil keine Welt da ist,
in der Du handeln kannst.
Bettina von Arnim (1785-1859)
-----------------------------------
Es ist vergeblich, daß die Menschen streben,
Des Leides, das sie drückt, sich zu entheben;
Kaum ist ein Schmerz, kaum ist ein Weh verwunden,
Hat eine andere Schlange sich gefunden:
Die gerade so wie jene fest dich hält,
Und gift'gen Zahns dein Dasein dir vergällt:
Drum sei nur still! Trag jeden Kummer gerne!
Das Leiden, das dich quält, hält andre Leiden ferne.
Zu leicht hab ich dies Leben mir gedacht!
Ein Menschenglück verdirbt in einer Nacht!
Wie sag ich: Nacht! In einer einz'gen Stunde
Geht auch das leuchtendste Gestirn zugrunde!
Und aller deiner stolzen Wünsche Heer
Zerstäubt in nichts als wie der Sand am Meer!
Und was da bleibt? Es ist nur eins, das bleibt:
Die Feder, die den Jammer niederschreibt.
Wie Schlafen, Träumen schon so himmlisch ist,
Da man so gänzlich seiner selbst vergißt:
Da man erlöst, von allem Leid befreit
Sanft selig ruht wie in der Ewigkeit!
Welch köstliches Empfinden mag's erst sein,
Wenn man nun wirklich sterbend schlummert ein;
Wenn sanf es tönt, es bebt in dein Gehör:
Leg still dich in , denn du erwachst nicht mehr.
M.Solidaire (1818-1869)
Freiheit von und Freiheit für.
Frei atmen. Frei denken. Frei reden.
Das muß das Paradies sein.
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Meine Straßen sind verödet,
Meine Leiden lindert keine,
Meine Lieder dunkeln ungehört,
Mein Herz modert verlassen.
Ich sehne mich nicht mehr
Nach Dörfer und Städten,
Nach wilden Dschungeln nicht des Südens,
Noch nach Gebirgen unter dem Abendstern.
Ich wünsche mich nicht mehr ans Meer.
Ich starb vor vielen Jahren schon,
Meine Leiche lebt noch, schwer und leer.
Albert Ehrenstein (1886-1959)
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Einsam und sorgenschwer auf öder Flur
meß ich die Wüstenei mit meinem Schreiten,
und fluchtbereit laß ich die Augen gleiten,
ob irgenwo im Sand der Menschen Spur.
So find als einz'gen Schirm ich die Natur,
daß es nicht offenbar werd' allen Leuten -
und sie an meinen äußern Zügen deuten,
was ich im Innersten an Leid erfuhr.
Francesco Petrarca (1304-1374)
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Die Schwermut erfaßt Dich,
weil keine Welt da ist,
in der Du handeln kannst.
Bettina von Arnim (1785-1859)
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Es ist vergeblich, daß die Menschen streben,
Des Leides, das sie drückt, sich zu entheben;
Kaum ist ein Schmerz, kaum ist ein Weh verwunden,
Hat eine andere Schlange sich gefunden:
Die gerade so wie jene fest dich hält,
Und gift'gen Zahns dein Dasein dir vergällt:
Drum sei nur still! Trag jeden Kummer gerne!
Das Leiden, das dich quält, hält andre Leiden ferne.
Zu leicht hab ich dies Leben mir gedacht!
Ein Menschenglück verdirbt in einer Nacht!
Wie sag ich: Nacht! In einer einz'gen Stunde
Geht auch das leuchtendste Gestirn zugrunde!
Und aller deiner stolzen Wünsche Heer
Zerstäubt in nichts als wie der Sand am Meer!
Und was da bleibt? Es ist nur eins, das bleibt:
Die Feder, die den Jammer niederschreibt.
Wie Schlafen, Träumen schon so himmlisch ist,
Da man so gänzlich seiner selbst vergißt:
Da man erlöst, von allem Leid befreit
Sanft selig ruht wie in der Ewigkeit!
Welch köstliches Empfinden mag's erst sein,
Wenn man nun wirklich sterbend schlummert ein;
Wenn sanf es tönt, es bebt in dein Gehör:
Leg still dich in , denn du erwachst nicht mehr.
M.Solidaire (1818-1869)
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