Montag, 31. März 2008
Zwei Seiten
Ich komme gerade aus einer Gesellschaft,
wo ich die Seele war.
Witze strömten aus meinem Mund,
alle lachten, bewunderten mich, - aber ich ging - - -
ja dieser Gedankenstrich müßte ebenso lang sein
wie der Radius der Erdbahn - - -
ich ging hin und wollte mich erschießen.

Sören Kierkegaard (1813 - 1855)

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Genauso ging es mir auch oft. Oft stand ich irgendwo im Mittelpunkt und habe Leute zum Lachen gebracht und Aufmerksamkeit und Komplimente erhalten. Wenn ich dann nach Hause kam, habe ich mich eigentümlich hohl gefühlt. Als ob alles ein großes Theaterstück war, in dem ich eine Rolle spielte.

Es ist merkwürdig, aber nie fühle ich mich so authentisch wie wenn ich niedergeschlagen und traurig bin. Es kommt mir vor, als wäre das mein wahres Ich. Als ob alles Fröhliche und Ausgelassene in mir nicht echt wäre. Obwohl diese Einschätzung sicherlich in irgend etwas begründet ist, spiegelt sie aber nicht die vollständige Wahrheit wieder. Irgend jemand, irgend etwas muß mir beigebracht haben, mich nicht wirklich zu fühlen, wenn ich fröhlich bin. Ist es vielleicht meine polarisierende, kleinbürgerliche Erziehung, die immer alles schwarzweiß gemalt hat und die immer mit Argusaugen nach etwas zum Kritisieren gesucht hat? Auf alles mit einem miesen oder ironischen Spruch reagiert hat? So, wie übrigens sehr viele der männlichen Blogger auch, fällt mir dabei ein.

Dumme Sprüche gab's anscheinend schon immer, nur heute werden die aufgeschrieben (und Gott-sei-Dank auch oft gelöscht).

Sollte man eigentlich mal eine Dissertation drüber schreiben - über Ursache, Funktion und Auswirkung dummer, ironischer Sprüche.

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