Freitag, 4. April 2008
Mel & Sigourney
Heute zum dritten Mal "Ein Jahr in der Hölle" gesehen. Der Film ist aus 1983. Als ich den Film das erste Mal sah, kannte ich weder Mel Gibson noch Sigourney Weaver. So wie ich die bei den jetztigen Filmen auch die Schauspieler nicht kenne, sondern höchstwahrscheinlich auch erst im Jahr 2033 die Namen wissen werde (falls ich dann noch lebe, wahrscheinlich wohl nicht).

Erinnere noch genau, wie ich den Film nur wenig konzentriert gesehen habe bis zu dem Zeitpunkt, wo Mel und Sigourney sich trafen. Plötzlich war ich hellwach. Ich hätte mich als Mann sofort in Sigourney verliebt und als die Frau, die ich nun mal bin (manche haben Zweifel) sofort in Mel. So wie die beiden muß ein Paar sein, so und nicht anders. Und dann spielt die Geschichte auch noch in Asien!

Der Film fängt die Blicke ein, die sich Liebende geben, bevor sie überhaupt wissen, daß sie Liebende sind. Bevor die Beziehung sich überhaupt unterscheidet von irgendeiner der vielen beliebigen Beziehungen. Aufmerksame Beobachter bekommen es wahrscheinlich eher mit als die Betreffenden selbst. Diese Blicke sind ein paar Bruchteile von Sekunden länger als notwendig und forschender, suchender, zeitweilig auch verschämter. Vor allem unlogischer und sie wirken im Zusammenspiel mit den Dialogen meist seltsam fremd. Aber wer älter als Zwölf ist, kennt diese Blicke und das damit verbundene berauschende Gefühl.

Und es gibt nichts schöneres als Männer, die noch werben. Für mich ist es eine Lüge, daß Älterwerden schön sei, aber in dem Fall schätze ich mich wirklich überglücklich, daß ich mich nicht mit den jetzigen albernen Sprüchekaspern begnügen mußte (und muß). Ich wäre wohl Nonne oder lesbisch geworden, obwohl in diesem Punkt die Frauen anscheindend nachgezogen sind. Muß ja auch so sein, dumme Sprüche benötigen die entsprechenden Pendants.

Wie dem auch sei. Eine werbender Mann, eine etwas spröde und unnahbare Frau, beide sind etwas Besonderes und tun etwas Besonderes - da kann man nicht kühl bleiben, jedenfalls ich nicht. Sex als Folge tiefster Verliebtheit und nicht als plattes "let's have fun".

Aber ich will jetzt gar nicht so negativ sein, dazu war der Film, das heißt die Liebesgeschichte in dem Film, viel zu schön. Schön und Erinnerungen weckend. Zwei Menschen, die perfekt zueinander passen und die sich ohne ihr Zutun gegenseitig verzaubert haben. Das sieht man nicht so oft und muß es daher genießen!

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Vangelis - A year of Living dangerously
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Die Zärtlichkeiten

Ich liebe jede ersten bangen Zärtlichkeiten,
die halb noch Frage sind und halb schon Anvertrauen.
Weil hinter ihnen schon die anderen Stunden schreiten,
die sich wie Pfeiler wuchtend in das Leben baun.

Stefan Zweig

Zwei Anmerkungen:
1.
Der Film ist von der Thematik keine Liebesgeschichte sondern spielt in Jakarta zur Zeit des indonesischen Bürgerkriegs 1966 in dem General Suharto die kommunistische Bewegung blutig niedergeschlug.
2.
Ich möchte nicht verschweigen, daß es vereinzelt auch jetzt noch Männer gibt, die werben. Sogar welche unter 60 und sogar unter 42!

Edit:
3.
Nach einer Nacht, aus der ich mit dem Titelsong des Films aufgewacht bin, fällt mir noch etwas wichtiges ein: Nicht zu vergessen, die Rolle von Linda Hunt, die einen (männlichen!) indonesischen Reporter spielt, der sich für sein Land einsetzt. Jemand, der unter der Armut seiner Mitmenschen leidet. Nicht immer und überall, aber dennoch als ein Teil seines Lebens. Und dem es wichtig ist und es sogar Spaß (!!) bringt, dagegen zu kämpfen. Menschen, die sich für etwas anderes als für sich selbst einsetzen, haben mir immer imponiert. Und nicht nur das - ich lebe auf durch solche Menschen, diese Menschen sind das Gegengift gegen die Hoffnungslosigkeit, die mich manchmal überfällt. Nur Liebe allein reicht nicht, um mich morgens schon mit einem Lied aufwachen zu lassen...



Year of Living Dangerously (trailer)

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