Sonntag, 29. August 2010
lilith2, 20:28h
Wenn du noch da bist, wenn in diesem Dunkel
noch eine Stelle ist, an der dein Geist
empfindlich mitschwingt auf den flachen Schallwelln,
die eine Stimme, einsam in der Nacht,
aufregt in eines hohen Zimmers Strömung:
So hör mich: hilf mir. Sieh, wir gleiten so,
nicht wissend wann, zurück aus unserm Fortschritt
in irgendwas, was wir nicht meinen; drin
wir uns verfangen wie in einem Traum
und drin wir sterben, ohne zu erwachen.
Aus „Requiem“ von Rainer Maria Rilke
noch eine Stelle ist, an der dein Geist
empfindlich mitschwingt auf den flachen Schallwelln,
die eine Stimme, einsam in der Nacht,
aufregt in eines hohen Zimmers Strömung:
So hör mich: hilf mir. Sieh, wir gleiten so,
nicht wissend wann, zurück aus unserm Fortschritt
in irgendwas, was wir nicht meinen; drin
wir uns verfangen wie in einem Traum
und drin wir sterben, ohne zu erwachen.
Aus „Requiem“ von Rainer Maria Rilke
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Sonntag, 30. Mai 2010
lilith2, 21:50h
Rosenknospe
In den Höhlen des Lebens
ruht der Tod.
Schweigend
keimt er.
Sprießt
wie eine Sonnenblume im Dunkeln.
Plötzlich öffnet er sich.
Tief im Innern des Lebens
ist der Tod
ganz und gar lebendig.
Thiago de Mello
In den Höhlen des Lebens
ruht der Tod.
Schweigend
keimt er.
Sprießt
wie eine Sonnenblume im Dunkeln.
Plötzlich öffnet er sich.
Tief im Innern des Lebens
ist der Tod
ganz und gar lebendig.
Thiago de Mello
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Freitag, 26. Februar 2010
Jeder Fuß auf Bruderasche
lilith2, 00:37h
Wer warf mich auf dies blut’ge Meer
Zum willenlosen Spiele falscher Wellen?
Der lecke Nachen treibt umher,
Um bald an schroffen Klippen zu zerschellen.
Wer zwang mich denn, ein Mensch zu sein,
Dies Mittelding von Teufel und von Affen,
Zu seiner eignen Qual allein
Im Zorn der launigen Natur erschaffen?
Nein, rasch hinaus den letzten Schritt!
Hinweg von dieser blutgedüngten Erde,
Wo jeder Fuß auf Bruderasche tritt!
Du winkst mir, Tod, mit lächelnder Gebärde!
Die freie Hand schließt auf die Brust,
Auf ewig diesem Herzen Ruh zu geben:
Es stößt mit nie empfundner Lust
In roter Flut hinweg das feige Leben.
Karl-Wilhelm Salice-Contessa (1777-1925) aus "Selbstmord"
Zum willenlosen Spiele falscher Wellen?
Der lecke Nachen treibt umher,
Um bald an schroffen Klippen zu zerschellen.
Wer zwang mich denn, ein Mensch zu sein,
Dies Mittelding von Teufel und von Affen,
Zu seiner eignen Qual allein
Im Zorn der launigen Natur erschaffen?
Nein, rasch hinaus den letzten Schritt!
Hinweg von dieser blutgedüngten Erde,
Wo jeder Fuß auf Bruderasche tritt!
Du winkst mir, Tod, mit lächelnder Gebärde!
Die freie Hand schließt auf die Brust,
Auf ewig diesem Herzen Ruh zu geben:
Es stößt mit nie empfundner Lust
In roter Flut hinweg das feige Leben.
Karl-Wilhelm Salice-Contessa (1777-1925) aus "Selbstmord"
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Sonntag, 21. Februar 2010
Wohl zehnmal tot erschollen
lilith2, 22:15h
Was kränkt es, fertig sein und sich verweilen sollen!
Ist Sterben ein Gewinn? O mir ein teuer Kauf!
Mich töten so viel Jahr' und Krankheiten zu Hauf,
Ich lebe noch und bin wohl zehnmal tot erschollen.
Seht meinen Jammer an, ist dieses Liebes-Pflicht,
Zu schlechtem Vorteil euch mein Vorteil mir nicht gönnen?
Ach kränket mich nicht mehr durch euer Angesicht!
Die allerletze Pein ist, glaub ich, ärger nicht,
Als leben müssen, tot sein wollen und nicht können.
Simon Dach (1605-1659)
Ist Sterben ein Gewinn? O mir ein teuer Kauf!
Mich töten so viel Jahr' und Krankheiten zu Hauf,
Ich lebe noch und bin wohl zehnmal tot erschollen.
Seht meinen Jammer an, ist dieses Liebes-Pflicht,
Zu schlechtem Vorteil euch mein Vorteil mir nicht gönnen?
Ach kränket mich nicht mehr durch euer Angesicht!
Die allerletze Pein ist, glaub ich, ärger nicht,
Als leben müssen, tot sein wollen und nicht können.
Simon Dach (1605-1659)
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Donnerstag, 10. Dezember 2009
Ich sehne mich nicht mehr...
lilith2, 01:48h
Und Freiheit, Freiheit wünsche ich mir.
Freiheit von und Freiheit für.
Frei atmen. Frei denken. Frei reden.
Das muß das Paradies sein.
--------------------------------------------------
Meine Straßen sind verödet,
Meine Leiden lindert keine,
Meine Lieder dunkeln ungehört,
Mein Herz modert verlassen.
Ich sehne mich nicht mehr
Nach Dörfer und Städten,
Nach wilden Dschungeln nicht des Südens,
Noch nach Gebirgen unter dem Abendstern.
Ich wünsche mich nicht mehr ans Meer.
Ich starb vor vielen Jahren schon,
Meine Leiche lebt noch, schwer und leer.
Albert Ehrenstein (1886-1959)
--------------------------------------------
Einsam und sorgenschwer auf öder Flur
meß ich die Wüstenei mit meinem Schreiten,
und fluchtbereit laß ich die Augen gleiten,
ob irgenwo im Sand der Menschen Spur.
So find als einz'gen Schirm ich die Natur,
daß es nicht offenbar werd' allen Leuten -
und sie an meinen äußern Zügen deuten,
was ich im Innersten an Leid erfuhr.
Francesco Petrarca (1304-1374)
----------------------------
Die Schwermut erfaßt Dich,
weil keine Welt da ist,
in der Du handeln kannst.
Bettina von Arnim (1785-1859)
-----------------------------------
Es ist vergeblich, daß die Menschen streben,
Des Leides, das sie drückt, sich zu entheben;
Kaum ist ein Schmerz, kaum ist ein Weh verwunden,
Hat eine andere Schlange sich gefunden:
Die gerade so wie jene fest dich hält,
Und gift'gen Zahns dein Dasein dir vergällt:
Drum sei nur still! Trag jeden Kummer gerne!
Das Leiden, das dich quält, hält andre Leiden ferne.
Zu leicht hab ich dies Leben mir gedacht!
Ein Menschenglück verdirbt in einer Nacht!
Wie sag ich: Nacht! In einer einz'gen Stunde
Geht auch das leuchtendste Gestirn zugrunde!
Und aller deiner stolzen Wünsche Heer
Zerstäubt in nichts als wie der Sand am Meer!
Und was da bleibt? Es ist nur eins, das bleibt:
Die Feder, die den Jammer niederschreibt.
Wie Schlafen, Träumen schon so himmlisch ist,
Da man so gänzlich seiner selbst vergißt:
Da man erlöst, von allem Leid befreit
Sanft selig ruht wie in der Ewigkeit!
Welch köstliches Empfinden mag's erst sein,
Wenn man nun wirklich sterbend schlummert ein;
Wenn sanf es tönt, es bebt in dein Gehör:
Leg still dich in , denn du erwachst nicht mehr.
M.Solidaire (1818-1869)
Freiheit von und Freiheit für.
Frei atmen. Frei denken. Frei reden.
Das muß das Paradies sein.
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Meine Straßen sind verödet,
Meine Leiden lindert keine,
Meine Lieder dunkeln ungehört,
Mein Herz modert verlassen.
Ich sehne mich nicht mehr
Nach Dörfer und Städten,
Nach wilden Dschungeln nicht des Südens,
Noch nach Gebirgen unter dem Abendstern.
Ich wünsche mich nicht mehr ans Meer.
Ich starb vor vielen Jahren schon,
Meine Leiche lebt noch, schwer und leer.
Albert Ehrenstein (1886-1959)
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Einsam und sorgenschwer auf öder Flur
meß ich die Wüstenei mit meinem Schreiten,
und fluchtbereit laß ich die Augen gleiten,
ob irgenwo im Sand der Menschen Spur.
So find als einz'gen Schirm ich die Natur,
daß es nicht offenbar werd' allen Leuten -
und sie an meinen äußern Zügen deuten,
was ich im Innersten an Leid erfuhr.
Francesco Petrarca (1304-1374)
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Die Schwermut erfaßt Dich,
weil keine Welt da ist,
in der Du handeln kannst.
Bettina von Arnim (1785-1859)
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Es ist vergeblich, daß die Menschen streben,
Des Leides, das sie drückt, sich zu entheben;
Kaum ist ein Schmerz, kaum ist ein Weh verwunden,
Hat eine andere Schlange sich gefunden:
Die gerade so wie jene fest dich hält,
Und gift'gen Zahns dein Dasein dir vergällt:
Drum sei nur still! Trag jeden Kummer gerne!
Das Leiden, das dich quält, hält andre Leiden ferne.
Zu leicht hab ich dies Leben mir gedacht!
Ein Menschenglück verdirbt in einer Nacht!
Wie sag ich: Nacht! In einer einz'gen Stunde
Geht auch das leuchtendste Gestirn zugrunde!
Und aller deiner stolzen Wünsche Heer
Zerstäubt in nichts als wie der Sand am Meer!
Und was da bleibt? Es ist nur eins, das bleibt:
Die Feder, die den Jammer niederschreibt.
Wie Schlafen, Träumen schon so himmlisch ist,
Da man so gänzlich seiner selbst vergißt:
Da man erlöst, von allem Leid befreit
Sanft selig ruht wie in der Ewigkeit!
Welch köstliches Empfinden mag's erst sein,
Wenn man nun wirklich sterbend schlummert ein;
Wenn sanf es tönt, es bebt in dein Gehör:
Leg still dich in , denn du erwachst nicht mehr.
M.Solidaire (1818-1869)
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Mittwoch, 2. Dezember 2009
Todes-Erfahrung
lilith2, 00:31h
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Hass
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so dass wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Rainer Maria Rilke, 24.1.1907, Capri
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Hass
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so dass wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Rainer Maria Rilke, 24.1.1907, Capri
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Freitag, 19. Juni 2009
Hypnos ausgestreckte Hand
lilith2, 01:42h
Hab in einer sternlodernden Nacht
Den Mann neben mir ums Leben gebracht.
Und als sein girrendes Blut gen Morgen rann,
Blickte mich düster sein Schicksal an.
Else Lasker-Schüler
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns
Rainer Maria Rilke
Verbrennen mußt du dich wollen
in deiner eigenen Flamme.
Wie wolltest du neu werden,
wenn du nicht zuvor Asche geworden bist!
Friedrich Nietzsche
Schlafen will ich! Schlafen mehr denn leben!
In einem Schlaf, sanft wie der Tod,
will ich reulos hinbreiten meine Küsse
über deinen schönen Leib, den kupferblanken.
Charles Beaudelaire
Du hast mich beschworen aus dem Grab
Durch deinen Zauberwillen,
Belebtest mich mit Wollustglut –
Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
Preß deinen Mund an meinen Mund,
Der Menschen Odem ist göttlich!
Ich trinke deine Seele aus,
Die Toten sind unersättlich.
Heinrich Heine
Hypnos, Sohn der Nyx und Bruder des Thanatos
Deines Bruders Größe hast du nicht
Und doch seid ihr gleichen Blutes.
Geboren und genährt von der Göttin der Nacht
Weilt Ihr beide nicht im Tageslicht.
Du läßt uns Menschen ausruhen von des Tages Last.
Hypnos, du lehrst uns deines Bruders Welt
Auf daß wir vorbereitet sind,
Wenn der Tag kommt, an dem er uns die Hände reicht.
Und unsere Wunden mit Lethes Wasser kühlt.
Und läßt uns ausruhen von des Lebens Last.
Den Mann neben mir ums Leben gebracht.
Und als sein girrendes Blut gen Morgen rann,
Blickte mich düster sein Schicksal an.
Else Lasker-Schüler
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns
Rainer Maria Rilke
Verbrennen mußt du dich wollen
in deiner eigenen Flamme.
Wie wolltest du neu werden,
wenn du nicht zuvor Asche geworden bist!
Friedrich Nietzsche
Schlafen will ich! Schlafen mehr denn leben!
In einem Schlaf, sanft wie der Tod,
will ich reulos hinbreiten meine Küsse
über deinen schönen Leib, den kupferblanken.
Charles Beaudelaire
Du hast mich beschworen aus dem Grab
Durch deinen Zauberwillen,
Belebtest mich mit Wollustglut –
Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
Preß deinen Mund an meinen Mund,
Der Menschen Odem ist göttlich!
Ich trinke deine Seele aus,
Die Toten sind unersättlich.
Heinrich Heine
Hypnos, Sohn der Nyx und Bruder des Thanatos
Deines Bruders Größe hast du nicht
Und doch seid ihr gleichen Blutes.
Geboren und genährt von der Göttin der Nacht
Weilt Ihr beide nicht im Tageslicht.
Du läßt uns Menschen ausruhen von des Tages Last.
Hypnos, du lehrst uns deines Bruders Welt
Auf daß wir vorbereitet sind,
Wenn der Tag kommt, an dem er uns die Hände reicht.
Und unsere Wunden mit Lethes Wasser kühlt.
Und läßt uns ausruhen von des Lebens Last.
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Sonntag, 17. Mai 2009
Bouche de Fraise
lilith2, 15:29h
Erdbeermund
Ich bin so will nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zu viel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat’s auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt....
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertag, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
Erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär’ nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
François Villon (1431-1463)
...................................................................
Das ist schon etwas anderes als Bushido & Consorten. Ich bin neidisch auf die Frauen der damaligen Zeit.....
Ich bin so will nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zu viel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat’s auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt....
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertag, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
Erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär’ nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
François Villon (1431-1463)
...................................................................
Das ist schon etwas anderes als Bushido & Consorten. Ich bin neidisch auf die Frauen der damaligen Zeit.....
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Sonntag, 27. Januar 2008
Doch heimlich dürsten wir.....
lilith2, 21:09h
Anmutig, geistig, arabeskenzart
Scheint unser Leben sich wie das
von Feen
In sanften Tänzen um das Nichts zu
drehen,
Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.
Schönheit der Träume, holde Spinnerei,
So hingehaucht, so reinlich abgestimmt,
Tief unter deiner heitern Fläche glimmt
Sehnsucht nach Nacht, nach Blut, nach
Barbarei.
Im Leeren dreht sich, ohne Zwang und
Not,
Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit,
Doch heimlich dürsten wir nach
Wirklichkeit,
Nach Zeugung und Geburt, nach Leid
und Tod.
Hermann Hesse (1877 - 1962)
Scheint unser Leben sich wie das
von Feen
In sanften Tänzen um das Nichts zu
drehen,
Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.
Schönheit der Träume, holde Spinnerei,
So hingehaucht, so reinlich abgestimmt,
Tief unter deiner heitern Fläche glimmt
Sehnsucht nach Nacht, nach Blut, nach
Barbarei.
Im Leeren dreht sich, ohne Zwang und
Not,
Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit,
Doch heimlich dürsten wir nach
Wirklichkeit,
Nach Zeugung und Geburt, nach Leid
und Tod.
Hermann Hesse (1877 - 1962)
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Samstag, 15. Dezember 2007
Dem Schmerz sein Recht
lilith2, 07:28h
Dem Schmerz sein Recht
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
Leisestes Erinnern kaum,
Daß ich, wenn des Lebens Fülle
Nieder klingt in meine Ruh,
Nur noch tiefer mich verhülle,
Fester zu die Augen tu!
Gott weiß, wie tief der Meeresgrund,
Gott weiß, wie tief die Wunde ist!
Auf ewig schließ ich drum den Mund,
Ich werde dadurch nicht gesund,
Daß, die sie schlug, sie auch ermißt.
.........
Natur, du kannst mich nicht vernichten,
Weil es dich selbst vernichten heißt,
Du kannst auf kein Atom verzichten,
Das einmal mit im Weltall kreist;
Du muß sie alle wieder wecken,
Die Wesen, die sich, groß und klein,
In deinem dunklen Schoß verstecken
Und träumen, nun nicht mehr zu sein;
Natur, ich will dich nicht beschwören;
Verändre deinen ew'gen Lauf!
Ich weiß, du kannst mich nicht erhören,
Nur wecke mich am letzten auf!
Friedrich Hebbel (1813-1863)
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
Leisestes Erinnern kaum,
Daß ich, wenn des Lebens Fülle
Nieder klingt in meine Ruh,
Nur noch tiefer mich verhülle,
Fester zu die Augen tu!
Gott weiß, wie tief der Meeresgrund,
Gott weiß, wie tief die Wunde ist!
Auf ewig schließ ich drum den Mund,
Ich werde dadurch nicht gesund,
Daß, die sie schlug, sie auch ermißt.
.........
Natur, du kannst mich nicht vernichten,
Weil es dich selbst vernichten heißt,
Du kannst auf kein Atom verzichten,
Das einmal mit im Weltall kreist;
Du muß sie alle wieder wecken,
Die Wesen, die sich, groß und klein,
In deinem dunklen Schoß verstecken
Und träumen, nun nicht mehr zu sein;
Natur, ich will dich nicht beschwören;
Verändre deinen ew'gen Lauf!
Ich weiß, du kannst mich nicht erhören,
Nur wecke mich am letzten auf!
Friedrich Hebbel (1813-1863)
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